Geschichte der Luther-Grundschule Coburg
Die Geschichte unseres Schulhauses beginnt etwa Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Ausbildung der Knaben hatte zu dieser Zeit Vorrang. Sie fanden Unterkunft in der Ratsschule. Die Ausbildung der Mädchen wurde als zweitrangig angesehen und es war für sie nicht genügend Schulraum vorhanden. So mussten die etwa 600 Mädchen in der Stadt Coburg immer wieder kurzfristig in anderen Räumlichkeiten untergebracht werden. Ende der vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts erkannte der Magistrat zu Coburg die Notwendigkeit für die Errichtung einer Mädchenschule. Er erwarb zu diesem Zweck im Jahre 1857 Grundstücke am ehemaligen Schweinemarkt im Zinkenwehr und ließ dort vorhandene Ställe niederreißen. Im März 1860 wurde unter der Bauleitung des Architekten Julius Martinet der Neubau begonnen. Ein neues Gebäude sollte so gebaut werden „dass das Haus einige 100 Jahre lang die notwendigen Lokalitäten auch bei vermehrter Bevölkerung besitzen muss“: 12 Lehrsäle, 1 Fest- und Prüfungssaal, 1 Konferenzzimmer, Ausweichräume und Bibliothek waren vorgesehen.Zur Einweihung der ersten Coburger Mädchenschule schrieb die „Dorfzeitung“ am 9. August 1862:
„Das prachtvoll, durchaus entsprechend, der Stadt in jeder Beziehung zur wahren Zierde geruhende, neuerbaute Mädchenschulgebäude wird am 11.08. durch den Bürgermeister und den städtischen Schuldirektor feierlich eingeweiht und eröffnet werden.“
Im Eröffnungsjahr registrierte die Schulchronik 617 Mädchen, 9 Lehrer und einen Rektor, dessen Wohnung sich im 2. Stock befand.
Im Jahre 1903 wurde aus der Mädchenschule eine „Freischule“ mit einer Mädchen- und einer Knabenabteilung.
Anlässlich des 400. Geburtstages 1883 von Martin Luther wurde eine Luther-Büste an der Schule aufgestellt; 1907 erfolgte die Umbenennung der Schule am Albertsplatz in „Lutherschule“.
Die „Hildburghäuser Dorfzeitung“ berichtete zum 50jährigen Jubiläum der Lutherschule am 24. August 1912:
Die Lutherschule blieb bis 1945 in Betrieb – allerdings mit stark erhöhter Schülerzahl. Im Jahr 1936 wurden 14 Klassen im Hauptgebäude unterrichtet, weitere 6 Klassen in der Zinkenwehrschule, der sogenannten „Stadelschule“, die durch den Ausbau einer Scheune am Zinkenwehr entstanden war.
Die Lutherschule um 1930(Quelle: Stadtarchiv Coburg, Fo.Slg. 03/19/58)
Wie das gesamte Schulwesen litt auch die Lutherschule stark unter den Nöten der letzten Kriegsjahre. Immer wieder vermerkt die Schulchronik: „Beendigung des Unterrichts durch drohende Luftgefahr oder durch Fliegeralarm.“
Am 3. April 1945 schloss die Schule wie alle Coburger Schulen ihre Pforten. Niemand ahnte damals, dass die Lutherschule für Jahre ihrer eigentlichen Bestimmung entfremdet werden sollte.
In der Nachkriegszeit diente die Schule als Flüchtlingslager und Massenquartier und ging ihres gesamten Inventars verlustig. Was aus Holz und Pappe war, wurde verheizt: Bänke, Schränke, Türen, Landkarten und Lehrmittel landeten im Kamin.
Ende September 1947 konnte in einigen Räumen der Lutherschule der Unterricht aufgenommen werden und mit Beginn des Schuljahres 1948/49 standen endlich alle Klassenräume wieder zur Verfügung. Es dauerte allerdings Jahre, um die notwendigste Einrichtung und dringend erforderliche Lehrmittel zu beschaffen.
Im Jahre 1973 hatte die Lutherschule als Volksschule zunächst ausgedient. In den folgenden Jahren waren einige Klassen des Gymnasiums Albertinum in dem Gebäude untergebracht.
Etwa seit 1962 liefen die Planungen für die Renovierung der Lutherschule. An denkmalpflegerischen Gesichtspunkten wurde energisch festgehalten und die frühere funktionelle Einteilung und die Aula wurden erhalten.
Die Schule wurde am 6. September 1988 wieder als Grundschule in Betrieb genommen und heißt seitdem „Lutherschule“.
Im Schuljahr 1988/89 wurden 180 Schülerinnen und Schüler in 8 Klassen unterrichtet.
Nachdem das Vorhaben zur Auflösung der Lutherschule zu Gunsten von zusätzlichen Räumen für die benachbarte Hauptschule Rückertschule glücklicherweise aufgegeben wurde, ist die Lutherschule durch Sprengeländerung nun auf die Einzügigkeit zurückgeführt worden.